Problematische Oscar-Perlen im Rückblick Kann man das heut noch zeigen?

Ich erinnere mich noch all zu gut an die Nachmittage, an denen ich als Kind vor dem Fernseher saß. Die goldene Glanzwelt Hollywoods zog mich damals wirklich magisch an. Vom Winde verweht, Frühstück bei Tiffany, Der Zauberer von Oz. Das waren für mich Fenster in eine andere, (damals) elegantere Zeit. Ich hab sie geliebt. Bedingungslos.

Heute, viele Jahre später, seh ich manche dieser Filme mit anderen Augen. Und das fällt mir nicht leicht.

Vom Winde verweht wäre so ein Beispiel. Einst bewundert, heute schwer verdaulich. Die Romantisierung der Südstaaten, das Ausblenden der Sklaverei, die Rolle der „Mammy“: Es ist ein Film, der Ignoranz als Ästhetik verkauft. Dass Rhett Butler Scarlett gegen ihren Willen küsst und mehr und das dann als leidenschaftlich inszeniert wird. Tut weh beim Zusehen. Das kannst heute nimma bringen.

Und dann Frühstück bei Tiffany. Audrey bleibt für mich ein Stilvorbild, ohne Frage. Aber Mickey Rooney als Mr. Yunioshi ist nicht zu rechtfertigen. Ein Karikatur, die asiatische Menschen lächerlich macht. In einem Film, der sonst von Eleganz lebt. Dieser Kontrast schmerzt besonders.

Selbst Der Zauberer von Oz, ein vermeintlich unschuldiges Märchen, hat seine dunklen Seiten. Was Judy Garland am Set durchmachen musste, ist heute kaum vorstellbar. Magie auf der Leinwand, Druck und Missbrauch dahinter.

Ich halte diese Filme nicht für wertlos. Bitte Bitte bloss nicht falsch verstehen. Im Gegenteil. Aber sie erinnern mich daran, wie stark sich unser moralischer Kompass verändert hat. Und wie sehr wir das, was wir sehen, kontextualisieren müssen.

Vielleicht liegt darin auch der Wert dieser Klassiker: nicht nur als Kunstwerke ihrer Zeit, sondern als Spiegel dessen, was wir heute nicht mehr akzeptieren sollten.

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